Ein lang gehegter Wunsch von mir war es, Kraniche einmal näher zu beobachten und möglichst auch zu fotografieren. Eine gute Gelegenheit dazu bietet sich beim Zug der Kraniche im Frühjahr oder Herbst. Die Kraniche verweilen im Herbst ca. 14 Tage auf den Rastplätzen, um genügend Nahrung für den bevorstehenden langen Flug in die Überwinterungsgebiete aufzunehmen. Damit ist dann auch die Zahl der rastenden Vögel recht groß. Im Frühjahr wollen sie dagegen schnell in die Brutgebiete und fliegen deshalb nach kürzerer Zeit weiter. Da ich im März noch ein freies Wochenende hatte, wollte ich die Gelegenheit trotzdem jetzt wahrnehmen und nicht bis zum Herbst warten. Die Recherche hatte ergeben, dass der von zu Hause aus am schnellsten erreichbare Rastplatz das Dorf Linum in Brandenburg ist.
Da das Wetter in diesem Jahr im März noch recht winterlich war, konnte ich mich bis zuletzt nicht recht entschließen. Auf einer Webcam hatte ich täglich geschaut aber keinen Kranich gesehen. Hatten sie sich doch von dem Schnee abschrecken lassen? Per E-Mail habe ich dann bei den Betreibern der Website kraniche-linum.de nachgefragt und erhielt dann die Gewissheit, dass Kraniche vor Ort zu sehen sind. Auf dieser Seite ist übrigens auch alles Wissenswerte um die Kraniche am Rastplatz Linum sehr gut beschrieben.
So fuhr ich dann am Freitag nach der Arbeit nach Linum, bei Regen und mit der Aussicht, dass die Landschaft am kommenden Morgen wieder unter einer Schneedecke versteckt sein würde. Da war ich schon recht gespannt, ob sich der Ausflug lohnen würde. Aber vielleicht wäre es ja auch gerade interessant, die Tiere im Schnee zu sehen.
Und so kam es auch. Um 5:30 Uhr habe ich ca. 5 cm Schnee vom Auto gekehrt und bin dann bei -3 Grad nach Linum auf dem Parkplatz in der Nähe des Teichgebietes gefahren um dann zu Fuß nach den entsprechenden Plätzen zu schauen. Die in der Ferne deutlich zu hörenden Rufe der Graugänse gaben mir die Richtung an.
Schon nach kurzer Zeit und noch deutlich vor Sonnenaufgang sah ich die beiden ersten Kraniche im Wasser stehen und auch ein Graureiher stand auf dem Weg. Ob dem wohl kalt war? Es schneite immer noch ganz leicht. Die perfekte Winterstimmung. Auf dem nahegelegenen Aussichtspunkt hatte ich dann einen wunderschönen Blick auf die Landschaft mit den Teichen.
Dann ging die Sonne auf. Durch die starke Bewölkung kam das aber nur wenig zur Geltung und so ging ich wieder in die Richtung, wo ich die ersten Kraniche gesehen hatte. Mit etwas mehr Licht hoffte ich auf bessere Bilder. Diese beiden Kraniche waren aber inzwischen weg. Etwas weiter sah ich dann auf einer Wiese einige Kraniche und auch Graugänse stehen. Da sich die Sonne langsam etwas durch die Wolken kämpfte, entstanden einige sehr stimmungsvolle Bilder.
Später am Tag war dann allerhand Flugverkehr über den Teichen, sehr gut wieder vom Aussichtsturm zu sehen. Dort waren außer den Graugänsen und Kranichen auch ein Bussard, ein Milan und mehrere Rohrweihen zu sehen und auf einem Baum ganz in der Nähe gaben sich Stieglitz und Kleinspecht ein Stelldichein. Auch ein Schwarm mittelgroßer Vögel, die ich später als Kiebitze identifizieren konnte, flog am Turm vorbei. Leider habe ich nicht alle sinnvoll ablichten können. Bei einem Rundgang durch das Teichgebiet waren dann auch einige Kormorane sowie die Spuren eines Bibers zu sehen.
Der Tag verabschiedete sich mit einem wunderschönen Sonnenuntergang. Ich konnte noch zwei Rehe vom Aussichtsturm aus beobachten, dann war das Fotolicht vorbei. Damit endete mein erster Tag in der Natur und ich machte mich auf den Weg ins Quartier.
Am nächsten Morgen war ich dann wieder 5:30 Uhr unterwegs und das war auch gut so, denn es war ein klarer Himmel und der Sonnenaufgang tauchte die Landschaft in ein traumhaft schönes Licht. Ich war wieder auf dem Aussichtsturm und konnte das Treiben in der Luft und auf dem Teich gut beobachten. Und auch an Land war einer unterwegs, mit rotbraunem Fell und einem buschigen Schwanz.
Den weiteren Tag verbrachte ich dann mit einer ausgedehnten Wanderung, bei der ich viele Kraniche in der Luft beobachten konnte. Die Kraniche auf den Wiesen waren so weit von den Wegen entfernt, dass ich sie nicht sinnvoll fotografieren konnte. Es waren aber auch wieder viele Graugänse im Revier und auch ein paar Rehe ließen sich gern ablichten.
Auf der Heimfahrt am Nachmittag sah ich dann noch die ersten beiden Störche des Jahres auf einem der vielen Nester im Storchendorf Linum.
Insgesamt war das für mich ein sehr interessantes Wochenende in einer wunderschönen Natur mit einer Vielzahl von Tieren. Etliche davon konnte ich in ihrer Umgebung im Bild festhalten. Die teilweise große Entfernung, bedingt durch die Fluchtdistanz der Tiere, schränkt die Qualität sicher etwas ein. Die Eindrücke, die mir im Gedächtnis geblieben sind gleichen das aber aus. Das doch noch recht winterliche Wetter hat der Freude an meinem Fotoausflug keinen Abbruch getan. Im Gegenteil, die Kraniche und Graugänse in der verschneiten Landschaft waren wirkliche sehenswert.